Aufsätze aus der Zeit von 1930 bis 1938

Aufsätze aus der Zeit von 1930 bis 1938

Über östliche und westliche Geistigkeit

von Willi Seiss (Herausgeber, Vorwort, Bearbeitung), Valentin Tomberg (Autor), Wolfgang Otten (Illustrator), Uwe Mingo (Illustrator) |

Die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners. Die Tragik Russlands - Strömungen gegen den Christus-Impuls


EAN 9783923302093

Hersteller: Achamoth

21,50 EUR *
Inhalt 1 St.
* inkl. ges. MwSt. zzgl. Versandkosten

Nicht lagernd

Die vorliegenden Aufsätze erschienen erstmals in der Zeitschrift „Anthroposophie, Wochenschrift für freies Geistesleben“, ab dem 2. März 1930. Die Schriftleitung hatten Dr. Kurt Piper und Emil Leinhas in Stuttgart. Dann erschien ein Aufsatz in „Anthroposophie, Monatszeitschrift für freies Geistesleben“, Schriftleitung hatten Dr. Hans Büchenbacher und C. S. Picht, Stuttgart. Die Reaktionsvertretung für Österreich hatte Dr. Hans Erhard Lauer, Wien. Am 28. September 1930 erschien in „Das Goetheanum, Internationale Wochenschrift für Anthroposophie und Dreigliederung“ unter der Redaktion von Albert Steffen, Dornach, der Aufsatz „Die Philosophie des Ratschlusses“. Hier erscheinen erstmalig die Aufsätze der dreißiger Jahren gesammelt in chronologischer Reihenfolge.

Leseprobe (PDF)


INHALT: 

  1. Das Johannesevangelium als Weg zum Verständnis der geistigen Hierarchien
    I.   Leere und Fülle
    II.  Die Fülle der Hierarchien und Christus
  2. Metamorphose der Logik – die Logik des Materiellen, des Seelischen und des Geistigen
  3. Die Metamorphose des Denkens anhand des Studiums der Geisteswissenschaft
  4. Die Wandlung der Meditation in Ost und West
  5. Die geheime Losung des Bolschewismus
  6. Das Studium der Geisteswissenschaft als esoterische Schulung
  7. Die „Geheimlehre“ von Blawatzky und die „Geheimwissenschaft“ von Dr. Rudolf Steiner
  8. Kollektiv und Sophia (Tolstoi, Lenin, Ssolowjoff)
  9. Westlicher Okkultismus, Vedanta und Anthroposophie
  10. Die Philosophie des Ratschlusses
  11. Anthroposophie im Osten
  12. Das Christentum in Rußland
  13. Buchbesprechung zu „Der Engel vom Westlichen Fenster“ von Gustav Meyrink
  14. Die Mission des europäischen Ostens dem Westen gegenüber
  15. Gegenströmungen der Geisteswissenschaft im Osten
  16. Mitternachtssonne (Weihnachtsstimmung)
  17. Asiatisches Geistesleben
  18. Buchbesprechung zu „La Monade hiéroglyphique“ von John Dee de Londres
  19. Das Chinesentum und der europäische Osten
  20. Mongolentum in Osteuropa
  21. Das Finnentum im russischen Geistesleben
  22. Die Sage von der Stadt Kitesch als Offenbarung der Wesenskräfte der russischen Volksseele
  23. Das Leiden in Osteuropäischen Osten
  24. Die Auferstehung als Vorgang innerhalb der menschlichen Organisation
  25. Entwicklungsmöglichkeiten des Ostchristen-tums
  26. Ssolowjoff, Dostojewski und Tolstoi als Offenbarer der Wege des Denkens, Fühlens und Wollens im Europäischen Osten
  27. Das Antichristentum im europäischen Osten
  28. Das Antichristentum anhand der Schicksalswege von Judas, Saulus und Petrus
  29. Das Antichristentum im Orient und Okzident
  30. Der Antichrist in der Auffassung von Wladimir Ssolowjoff
  31. Besessenheit und Erleuchtung anhand der Schicksalswege von Judas und Paulus
  32. Das Ätherische Schauen als Folge der Gewissenserweiterung
  33. Das Leiden als Vorbereitung zum Ätherischen Schauen
  34. Die geistigen Gründe der osteuropäischen Tragödie
  35. Sinn und Bedeutung einer freien anthroposophsischen Arbeitsgruppe

Rezension von Elisabeth Häring-Lehmann (mitgeteilt durch den Achamoth Verlag)

In: „Beiträge zum Verständnis der Tragik in Russland“

Der Leser wird erstaunt sein über die Fülle der dargestellten Themen, die ihm in Valentin Tombergs Aufsätzen aus den Jahren 1930-38 dargeboten werden. Diese Aufsätze wurden von ihm als Mitarbeiter von anthroposophischen Zeitschriften in den 30-iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verfasst.

Zwei Themenbereiche möchte ich herausgreifen und etwas näher erläutern, einerseits die christologischen Inhalte, andererseits die Aufsätze, die auch dem heutigen Leser erhellende Hintergründe zur aktuellen Situation in Russland vermitteln können.

Der inhaltsschwere Reigen wird mit zwei Aufsätzen zum Johannesevangelium eingeleitet (Das Johannesevangelium als Weg zum Verständnis der geistigen Hierarchien, I. Leere und Fülle; II. Die Fülle der Hierarchien und Christus). Die Aufsätze ermöglichen dem Leser ein vertiefendes Verständnis der Wirksamkeit der Christuswesenheit. So erfährt er, dass die sog. „Abschiedsreden“ Christi „eigentlich keine Mitteilung von Anschauungen oder Tatsachen, auch keine Predigt, sondern vielmehr ein im eigentümlichen Rhythmus dahinfliessender Strom von direkter Lebensanregung im Herzen“ sind. „Es ist eine direkte Rede, ohne Umweg durch den Kopf, aber auch ohne Willensbeeinflussung durch Gewalt.“ (S. 23)

Näher beleuchtet werden die Individualitäten von Petrus, Judas und Paulus. In diesem Zusammenhang spricht Tomberg von den drei Grundströmungen des Christentums, der „Weihnachtsströmung“, „die in den Stimmungen und Gedanken lebt, die um das Wort Gnade sich gruppieren“, der „Osterströmung“, bei der es „auf die Entfaltung der menschlichen Liebefähigkeit“ ankommt und der „Pfingstströmung“, die „am reinsten in dem wahren Rosenkreuzertum und den von ihnen inspirierten Persönlichkeiten vertreten“ ist. (S. 212 ff)

Wie dem anthroposophisch orientierten Leser bekannt ist, stehen diese drei Strömungen des Christentums in der Welt im Kampf mit ihren Gegenkräften, „die das Heruntersteigen des Geistigen verhindern wollen, die der Auferstehung, d.h. dem Wiederaufstieg des Körperlichen entgegenwirken und die freie Erkenntnis im Menscheninnern nicht aufkommen lassen wollen.“ (S. 213)

Aufschluss über die Strömungen gegen den Christus-Impuls wird u.a. gegeben in „Das Antichristentum im europäischen Osten“ und „Der Antichrist in der Auffassung von W. Ssolowjoff“ und weiteren Beiträgen.

Der Verfasser der Aufsätze konnte als tiefer Kenner der geisteswissenschaftlichen Hintergründe des ost- und westeuropäischen Geschehens, dem Leser Hilfen an die Hand geben, um die erschütternden Ereignisse im damaligen Russland besser einordnen zu können. Diese Aufsätze haben nichts an Aktualität verloren. Auch der heutige Leser wird eine Unterstützung zum besseren Verständnis der Vorgänge im osteuropäischen Raum erhalten.

Ausführlich wird auf die Tragik Russlands eingegangen. Im Aufsatz “Die geistigen Gründe der osteuropäischen Tragödie“ weist Tomberg ausdrücklich darauf hin, dass zum Verständnis dieser Tragödie „die gewöhnliche objektive Urteilsbildung“ nicht mehr genügt, es muss „von den Mitteln Gebrauch gemacht werden, die die Geisteswissenschaft Rudolf Steiners gewährt.“ Auf diesen Hintergründen aufbauend werden Erklärungen gegeben für “die geistige Situation des europäischen Ostens“. Dabei wird auf den bestehenden Unterschied in der seelisch-geistigen Organisation hingewiesen, der sich ergibt im Vergleich von dem russischen Menschen z.B. mit einem Westeuropäer. „Dieser Unterschied besteht namentlich darin, dass die Organisation des Westeuropäers mehr für die Erfahrung geeignet ist[...], die Organisation des Osteuropäers ist dagegen mehr einen Offenbarungsorganisation. [...] Es ist die bewusstseinstragende Organisation des osteuropäischen Menschen mit einem starken Übergewicht der vertikalen Richtung begabt[...]“ „Dieses Übergewicht der Vertikalen in der Organisation ist eben dasjenige, was Rudolf Steiner als Geistselbst- oder Manas-Organisation bezeichnete, der er im Osten Europas eine Zukunftsaufgabe zusprach.“ (S. 267 ff)

In diesem Zusammenhang erhält der Leser weiter vertiefende Hinweise zum „Asiatischen Geistesleben“. Das Chinesentum und Mongolentum wird besprochen, um die Gefahren für Russland, die von diesem Geistesleben ausgehen, aufzuzeigen. Tomberg schreibt dazu: „Es kann die Geisteswissenschaft [gemeint ist die Rudolf Steiners] die tiefste Sehnsucht des europäischen Ostens befriedigen; aber sie steht vor der Gefahr, verkannt zu werden infolge der allgemeinen Ablehnung des europäischen Geisteslebens und der von Osten aus bewusst geschürten, erwartungsvollen Einstellung dem asiatischen Osten gegenüber. Denn Interesselosigkeit dem europäischen Geistesleben gegenüber und sehnsuchtsvolle Hingabe an das asiatische Geistesleben können, wenn sie gleichzeitig auftreten, denkbar grösste Hindernisse für die Erfüllung der wahren Mission des europäischen Ostens bedeuten.“

Der Leser kann feststellen, dass die Zusammenhänge und Hintergründe der Themen des geistigen Lebens in grösster Klarheit durch Valentin Tomberg dargestellt wurden. Eine Inhaltsübersicht kann auf der verlagseigenen Homepage eingesehen werden. Dort findet der Leser auch eine Leseprobe des obenerwähnten Aufsatzes zum Johannes-Evangelium.

Elisabeth Häring-Lehmann

  • Ringeinband: 294 Seiten
  • Verlag: Achamoth (1999)
  • ISBN-10: 3923302096
  • ISBN-13: 978-3923302093