Die Geburt der geistigen Sonne: Meditative Wege und Erfahrungen

Die Geburt der geistigen Sonne: Meditative Wege und Erfahrungen

von Corinna Gleide |

Wie kann das höhere Ich des Menschen auf dem Wege der Meditation und der Selbstentwicklung zur Geburt gebracht werden?


EAN 9783772528156

Hersteller: Freies Geistesleben

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Den hier geschilderten Wegbeschreibungen und Meditationen liegt ein über viele Jahre gehender eigener Weg sowie geistiger Forschungsprozess der Autorin und eine nachhaltige Erfahrung als Meditationslehrerin zugrunde.


Rezension

Corinna Gleides neues Buch ist ein Glücksfall: Sie eröffnet mit diesem auf ihrer langjährigen Meditationserfahrung beruhenden Werk erstmals Einblick in die sich seit etwa 15 Jahren immer stärker entwickelnde anthroposophische Meditationsbewegung. Zugleich gibt sie als namhafte Vertreterin derselben Einblick in ihren persönlichen Lebens- und Meditationsweg – mit ungewöhnlich intimer und in gewisser Weise auch schonungsloser Offenheit.

Die in diesem Buch beschriebenen Erfahrungen mit der anthroposophischen Meditation werden von ihr aber nicht einfach nur biografisch ausgewertet, sondern zugleich so umgeschmolzen, dass der Leser wertvolle Anregungen für die eigene Meditationspraxis erhält. Dabei ist dieses Buch bewusst nicht als eine allgemeine Einführung in die anthroposophische Meditation geschrieben, denn dazu gibt es bereits einige durchaus brauchbare Bücher.

Gleide schreibt für Menschen, die sich selbst schon länger mit dem anthroposophischen Schulungsweg und der Meditation beschäftigt haben, und sie ermöglicht diesen Lesern ein  intimes Gespräch, das zu wertvollen neuen Einsichten, anregender Selbstreflexion und letztlich zu Bewunderung und Dankbarkeit führt: Bewunderung für den Mut, in derart ehrlicher Offenheit über meditative Erfahrungen zu sprechen, und Dankbarkeit für die zahlreichen Anregungen, die man durch die Lektüre erhält.

Nun hat das Buch aber eine weitere Dimension, die es aus dem Niveau eines reinen Erfahrungsberichtes mit einigen praktischen Hinweisen deutlich heraushebt: Gleide bezieht den meditativen Erkenntnisweg auf die Suche Parzivals nach dem Gral und kann dadurch die eigene Erkenntnissuche gewissermaßen an den Bildern des Wolframschen ›Parzival‹ verobjektivieren. Dadurch wird der Leser nicht einfach an das Persönliche der Autorin gebunden, sondern er kann die beschriebenen Erlebnisse auf dem Hintergrund dieser Bilder zum eigenen Erfahrungshorizont in Beziehung setzen.

Aber bei der anthroposophischen Meditation geht es nicht nur um Erkenntnisse, sondern darum, diese in Liebe zu verwandeln – womit wir beim zentralen Motiv dieses Buches (und der Gralssuche) angekommen wären. Hier wird es nun richtig spannend: Gleide entfaltet in einer Meditation über das Ich und seine Wesensschwäche den Hintergrund des Problems, das sie als die »Wunde des Amfortas« umschreibt. Worin besteht diese? Warum tragen wir zwei Seelen in unserer Brust, die sich ständig voneinander trennen wollen? Was zieht uns beständig nach unten, weg von unserem Streben nach dem Geistigen, das wir ebenso in uns tragen wie dieses uns Niederziehende?

Die Meditation zeigt, dass es in uns eine Stimme gibt, die uns immer wieder einflüstert: »Dein Ich ist schwach, Du kannst nichts, Du zählst nicht, Du bist nichts!« Aber dem entgegengesetzt gibt es eine andere Kraft, die sich regt, wenn unser Ich tätig wird, sei es im Denken, im Fühlen oder im Wollen, wenn es über sich hinauswächst und Neuland erobert. Zwischen diesem höheren, tätig sein wollenden Ich und jener uns unsere Schwäche einimpfen wollenden Stimme herrscht ein Kampf, und darauf richtet Gleide unseren meditativen Blick mit großer Sicherheit und Meisterschaft. 

Sie zeigt uns damit die Wunde des Amfortas und zugleich einen Weg zu ihrer Heilung, der außerdem der Weg zur Umwandlung von Erkenntnis in Liebe ist: »Wie wird die Wunde geheilt? Kann das Ich, das sich als Geist erkennt und sich im Ich halten lernt, die Wunde heilen? Die Antwort ist: Ja. Aber das ist erst der Anfang. Dann braucht es dazu andere Menschen, mit denen man karmisch verbunden ist und mit denen in einer neuen Weise Gemeinschaft gebildet wird. Nur so kann ein sich aus dem Geistigen tragender Zusammenhang gebildet werden.« (S. 69)

Diesem Grundmotiv folgt nun der Aufbau des Buches durch die weiteren Kapitel, deren reichhaltiger Inhalt hier nicht ausführlicher referiert werden kann: ›Schritte der Verwandlung und der Meditation. Wege zum heiligen Gral heute‹, ›Der Doppelgänger und seine Verwandlung‹, ›Die drei Proben. Imagination, Inspiration und Intuition‹, ›Rudolf Steiners Lebensumbruch und Einweihung‹, ›Die Geburt des höheren Ichs‹, ›Der Baum der Erkenntnis, der Baum des Lebens und die Grundsteinlegung 1923/24‹.

Man bemerkt an diesem Aufbau und dem immer tiefer in die Geheimnisse des Lebens und der Meditation hineinführenden Gedankengang, dass es sich bei diesem Buch tatsächlich um mehr handelt als um bloße Erkenntnisse. In dieses Buch hat die Autorin ihr eigenes Lebensmotiv hineinverwoben, und das spürt man eigentlich bei jeder Zeile, je länger man darin liest. Man empfindet zugleich aber auch das innere Ringen mit diesem Lebensmotiv, man merkt, dass die Autorin viel Erfahrung mit den beschriebenen inneren Kämpfen hat.

So kann man dieses Buch immer wieder zur Seite legen oder bei einzelnen Motiven verweilen. Man braucht keine Eile, denn man erfährt beim Lesen, was es heißt, ein wirklich meditatives Leben zu führen. Mit tiefer Dankbarkeit darf man am Ende auf die in diesem Buch vermittelten Erfahrungen und Anregungen und auf die große Liebe, die Corinna Gleide mit diesem ihrem Lebensmotiv verbindet, hinblicken – und ihm möglichst viele Leserinnen und Leser wünschen.

Quelle: Die Drei, Heft 5, 2018

Erscheinungsdatum: 11.10.2017 
Auflage: 1
Seiten: 192
Einbandart: Gebunden
ISBN: 9783772528156