Wer, denken die Menschen, bin Ich? Eine Christologie der Liebe

Wer, denken die Menschen, bin Ich? Eine Christologie der Liebe

von Roland van Vliet |

In diesem Buch wird das Leben Jesu Christi aus der Sicht des esoterischen Christentums beschrieben. Der Christusimpuls wirkt im Menschen auf zweifache Weise: als "Mystik des Herzens" und als "inspiriertes Denken", das zum Schauen werden kann.


EAN 9783825176266

Hersteller: Urachhaus

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So lässt sich die christliche Einweihung aus den unterschiedlichen esoterischen Strömungen verstehen, die im Christentum wirksam waren.

»In Anbetracht der Weltproblematik ist es heute von größter Bedeutung, ein aktuelles Verhältnis zum lebendigen Christus und damit zum Wesen der Liebe zu gewinnen. Da heute das intellektuelle Denken und die wissenschaftliche Methode tonangebend sind, müssen wir auch das Leben des Christus Jesus vom Denken her begreifen. Gerade in der heutigen Zeit entsteht die Verbindung zu Christus durch ein spiritualisiertes Denken ... Am Ende soll dann die Frage stehen: Wie kann in unserer Zeit der Christus in Geist, Seele und Leib des Menschen aufgenommen werden? «

Aus dem Inhalt:

- Die Menschheitsentwicklung unter dem Gesichtspunkt der Liebe betrachtet

- Zarathustra und Jesus

- Buddha und Jesus

- Die zwei Jesusknaben

- Das fünfte Evangelium

- Die Taufe im Jordan

- Christus im Verhältnis zu den Hierarchien

- Christus als Menschenbruder

- Jesus Christus als Erwecker vom Tode

- Der Jüngling zu Nain und der Auftrag Manis und Parzivals

- Lazarus und der Auftrag des Christian Rosenkreutz

- Das Töchterchen des Jairus und das Ende der Zeiten

- Der siebenfache christlich-gnostische Einweihungsweg in der Karwoche

- Der buddhistische und der zoroastrische Christusimpuls

- Die ‹ungeteilte Aufmerksamkeit› als die moderne Parzivalhaltung

- Die Bergpredigt als Entwicklungsbild des Menschen

- Der Christusimpuls in der Johannizeit und in den heiligen Nächten

- Das Schauen des ätherischen Christus

- Manichäische Christusmeditation

- Das Vaterunser


Rezension

Der 2016 verstorbene Roland van Vliet bezeichnete das erstmals 2005 in den Niederlanden erschienene Buch ›Wer, denken die Menschen, bin ich?‹ als sein Magnum Opus. Er entwickelt aus der Schilderung einer zweifachen Christuswirksamkeit im Menschen sowie der qualitativen Beschreibung der Einweihungswege von Zarathustra, Buddha, Jesus, Parzifal, Christian Rosenkreuz und Rudolf Steiner einen »modernen Einweihungsweg, der es dem Menschen ermöglicht, gleich einem Gralssucher durch ungeteilte Aufmerksamkeit den zweifachen Christusimpuls aus Liebe zur leidenden Welt und zur Menschheit aufzunehmen«. (S. 9) Dabei wendet er sich an eine anthroposophische, oder zumindest esoterisch sehr offene Leserschaft, die sich für die historische und kosmisch-spirituelle Entwicklung des Christentums interessiert. In den aus verschiedenen Vorträgen umgearbeiteten ersten zwölf Kapiteln stellt van Vliet sehr kenntnisreich und ausführlich Leben und geistige Hintergründe des nathanischen und des salomonischen Jesusknaben dar. Der erstere kommt aus der Strömung des weiterentwickelten Buddhismus, in der die Innerlichkeit der Seele und ihre Vergeistigung angestrebt wurden, der letztere stammt aus der Strömung des Zarathustrismus, die das spirituelle Erleben des Kosmos pflegte. Anschließend an Rudolf Steiners Fünftes Evangelium werden ihre Verbindung im zwölften Lebensjahr, das weitere Leben Jesu und die spirituelle Dimension der Jordantaufe geschildert. Es folgen historisch sehr umfassende, karmische Schilderungen der drei Menschen, die von Christus auferweckt wurden: ›Der Jüngling zu Nain und der Auftrag Manis und Parzifals‹, ›Lazarus und der Auftrag des Christian Rosenkreuz‹ – so die Kapitelüberschriften – und drittens die Tochter des Jairus. Auch Zarathustra, Johannes der Täufer und Rudolf Steiner selbst werden behandelt.

Im 13. Kapitel folgt der »siebenstufige christlich-gnostische Einweihungsweg in der Karwoche«, ferner beschreibt van Vliet auf S. 199f., wie sich für ihn die als Schutz vor den verbalen Angriffen seines Vaters lange geübte ungeteilte Achtsamkeit in ein Erleuchtungserlebnis verwandelte: »Dann geschah eines Morgens, als ich auf dem Fahrrad […] fuhr etwas Besonderes: Die ungeteilte Achtsamkeit ging über in das völlig zeitlose Erleben des Einsseins, das nun gleichsam als Gnade der geistig-göttlichen Welt die selbst aufgebaute Achtsamkeit erfüllte. Ich erlebte dies als eine nicht-gesuchte Erleuchtung, die es mir […] erlaubte, mich in einer eigenartigen, sanftmütigen Rührung wirklich mit allen anderen um mich herum verbunden zu fühlen. Sie ist mir als eine zweite Natur geblieben […].« Im 14. Kapitel wird die Vereinigung von »buddhischem« und »zoroastrischem« Christusimpuls in der »ungeteilten Achtsamkeit« entwickelt, welche als »moderne Parzifalhaltung« bzw. manichäischer »Weg einer substanziellen Umwandlung des Bösen« im 15. Kapitel eine ausführliche Darstellung findet – mit dem Ergebnis: »In den drei Metamorphosen der ungeteilten Achtsamkeit werden die einander ergänzenden Werte des achtfachen buddhistischen Pfades, des siebenstufigen christlichgnostischen Einweihungsweges vom Meister Jesus und Mani sowie des siebenstufigen Weges von Christian Rosenkreuz und der Philosophie der Freiheit Rudolf Steiners verschmolzen. Dies ist ein moderner Einweihungsweg zu Christus: In ungeteilter Achtsamkeit zum Gralsmenschen werden.« (S. 244)

Es folgen eine Interpretation der Bergpredigt, in der van Vliet, angeregt durch Rudolf Steiner, die neun Seligpreisungen auf die neun Wesensglieder des Menschen bezieht (Kap. 16); eine Darstellung des Christus- und Hierarchienwirkens in der Johannizeit und den 13(!) heiligen Nächten (Kap. 17); und ein Kapitel über das Schauen des ätherischen Christus, immer bezogen auf den »buddhischen« und »zoroastrischen Christusimpuls«. Der Autor schildert Beispiele sowie die Gegenkräfte und endet mit der Ankündigung: »Wie man den ätherischen Christus aufgrund einer inneren Entwicklung schauen kann, hat Rudolf Steiner nicht näher ausgeführt. Aber er hat davon gesprochen, wie wichtig es ist, ein Gefühl der Ohnmacht wirklich zu durchleiden, weil Christus dem Menschen helfen kann, einen Schritt vorwärts zu gehen. Auch hat er über das Schauen selbst gesprochen, die Bildung von Imaginationen. Im nächsten Kapitel will ich daher versuchen, einen aktiven inneren Weg zum Schauen des ätherischen Christus zu beschreiben, und zwar aus meinem eigenen inneren Erlebnis heraus, in dem ich eines Nachts die leidende Weltseele geschaut habe, und der anschließenden Meditation, um sie aus der Christussonne zu trösten […].« (S. 306f.)

Diese manichäische Christusmeditation, für die er genaue Anweisungen in zehn Schritten gibt, beschreibt der Autor im 19. Kapitel und regt an, sie als Herz neuer, freiheitlicher manichäischer Gemeinschaften zu pflegen. Da das Vaterunser ein Teil der Meditation ist, wird dieses auf den 7-gliedrigen Menschen und seine Chakren bezogen. Die letzteren wiederum werden den 7 Ich-Bin-Worten Christi zugeordnet. (Kap. 20) Der Epilog bringt noch einen Ausblick auf die folgenden planetarischen Verkörperungen der Erde und endet mit den letzten, »buddhischzoroastrischen« Versen des Grundsteinspruchs: »Göttliches Licht, Christus-Sonne, Erwärme Unsere Herzen, Erleuchte unsere Häupter«. In 12 Anhängen finden sich zahlreiche Anweisungen, wie sich die Inkarnation Manis unterstützen lässt und wie das Böse manichäisch umgewandelt werden kann, mehrere Tabellen über das Wirken Luzifers und Ahrimans in der Seele, die sieben »Phasen des Vergebens«, Fragen, um sich des Zustands der Chakren bewusst zu werden, die Kosmologie Manis und Zarathustras, eine Tabelle zur Pflanzenbetrachtung und der Grundsteinspruch Rudolf Steiners.

Roland van Vliet promovierte über den Manichäismus, schrieb mehrere Bücher zu esoterischen und sozialen Fragen und wirkte als Vortragsredner, Kursleiter, Reiseleiter und Berater, ab 2001 in seinem Institut Manisola, der ›Akademie für persönliche Meisterschaft und soziale Kunst‹. Entsprechend beeindrucken die historischeren Kapitel durch das profunde Wissen um die Kulturepochen der Menschheit, das manichäische Christentum, die »zoroastrische« und »buddhische« Geistesströmung. Die Entwicklung des Gralschristentums im Pyrenäenraum, wohin der Autor Forschungsreisen unternahm, ist äußerst detailliert dargestellt. Steiners Aussagen zu den Reinkarnationen und geistigen Entwicklungswegen der großen Menschheitsführer, wie auch geistiger Wesenwerden zugrunde gelegt und zahlreiche Übereinstimmungen mit den Weltanschauungen Manis, Buddhas und Zarathustras herausgearbeitet. An vielen Stellen kann man das verkürzt Dargestellte anhand der von Wim Schuwirth zusammengestellten, treffenden Anmerkungen genauer nachprüfen.

Für mich war die Unterteilung des gesamten Geisteslebens der Menschheit in die beiden vom Autor betonten Gegensätze »buddhisch« und »zoroastrisch« nicht immer nachvollziehbar (etwa wenn die ›Philosophie der Freiheit‹ als weiterentwickelter Buddhismus im Gegensatz zur »Weisheit und Urteilskraft des Geistes« im zoroastrischen Christusimpuls dargestellt wird), auch die »ungeteilte Achtsamkeit« war für mich keine Kulmination aller bisherigen Strömungen, sondern ein persönliches Erleuchtungserlebnis van Vliets und ist – anders entwickelt – auch im anthroposophischen Schulungsweg zu finden. Die Ausführungen van Vliets sind von persönlichem Sendungsbewusstsein getragen, überaus interessant, aber nicht immer frei von esoterischer Kombinatorik und fragwürdigen Aussagen (z.B. zum Auferstehungsleib oder den Begriffen Imagination, Inspiration und Intuition im Rahmen der manichäischen Christusmeditation), was mir den Eindruck erweckte, dass der Autor Steiners Werk teilweise nicht ernst genug genommen hat. Er wollte sein offensichtlich gesamtes Wissen in dieses Buch einfließen lassen. Der Leser erhält so eine große Überschau, thematische Vielfalt und Arbeitsanregungen, vieles wird jedoch nur verkündet und hier folgt man entweder begeistert dem Lehrer oder distanziert sich mehr und mehr von dessen nicht lebendig entwickelter Begrifflichkeit. Die Kapitel 1–13 sowie 16 kann ich uneingeschränkt empfehlen; die anderen eignen sich vor allem dazu, van Vliets eigene Esoterik kennenzulernen.

Quelle: Die Drei, Heft 9, 2017

Erscheinungsdatum: 23.11.2016
Auflage: 1. Aufl.
Autor: Vliet, Roland van
Bearbeiter: Übersetzt aus dem Niederländischen: Holberg, Marianne
Einbandart: gebunden
ISBN: 978-3-8251-7626-6

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