»...vergnügt bis an ihr Ende... «

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Ein Leben mit Märchen – Erfahrungen und Einsichten

von Rudolf Geiger |

Besonders die kernige Sprache der Grimm" schen Märchen erfährt eine Würdigung seitens des Autors, der in vielen Stunden erlebt hat, welcher Zauber von ihr vor allem auf die jungen Zuhörer ausgeht. Sein hier vorliegendes Vermächtnis bietet Anregung und Unterstützung, die Kunst des Märchenerzählens lebendig zu halten.


EAN 9783932386688

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Selbst der Berg gehorcht dem Wort!

»Also erhielt er die Krone und hat lange in Weisheit geherrscht.« Diese Märchenworte möchte man im Gedenken an den großen Märchenerzähler Rudolf Geiger (1908-1999) aussprechen. Es kann als sein Vermächtnis gelten, was er hier niedergeschrieben hat an Wort gewordenen Erfahrungen, leisen Wegweisungen und Anregungshilfen. Sie wollen nicht einer Verbreitung des Märchens dienen, sondern seiner Vertiefung. Der Autor sucht dem Wesen des Märchens auf den Grund zu gehen, fragt nach dem Gehalt, nach den Wahrbildern, sucht die darin verborgenen Geheimnisse zu entschlüsseln, die »Grausamkeiten« zu deuten, die selbst aus heutigem Sprachgebrauch verständlich werden können, aber auch im Zusammenhang gesehen werden müssen mit wohlverdienter Strafe, Gnade und nicht zuletzt wundersamer Verwandlungskraft.
Ein besonderes Anliegen ist Geiger der »Biss« der Sprache in den Grimmschen Märchen. Gerade an Reaktionen von Kindern wird deutlich, wie sie die kernige Märchensprache lieben, wie sie ihre Freude daran haben, wie sie sich darin wohlfühlen, wenn sie mit spontanem Entzücken beim Zuhören Wörter wiederhohlen wie »Bricklebrit« oder »Hunkepuus«. Seine geschilderten Erlebnisse mit kleinen, aber auch erwachsenen Zuhörern vermitteln einen Eindruck von der Stimmung, die in seinen Märchenstunden geweckt wurde.
Der große Erzähler wusste: Beim Märchenerzählen, so es denn lebendig gestaltet wird, lebt der Zuhörer mit, was die Märchenhelden zu erleiden oder zu überwinden haben, auch, wo sie versagen oder neu beginnen müssen. Für ihn persönlich waren die Märchen ein Lebenselement, das ihn durch neun Jahrzehnte intensiv begleitet hat. Als Erzähler hat er an sich selbst erfahren, dass sie ein sich immer erneuernder, unausschöpflicher Schatz sein können, vor allem, wenn man sich tief in die Märchensprache einlebt. Durch sein Erzählen wollte er in seinen Zuhörern die Lust erwecken, selbst in das Märchen einzutauchen. Das will sagen: Seht, was da alles verborgen liegt, habt ihr das gewusst? Das ist auch ein Anliegen dieses Buches.

Inhalt

Vom Wesen des Märchens
Versuch einer Annäherung in Fragmenten
Darf man Märchen verändern?
Die Worttreue der Alten
Von der weissagenden Frau zur Erzzauberin – Warum schweigen die Väter?
Seitenblick auf die Wissenschaft
Vom lebendigen Wort in alter und neuer Zeit

Zum Erzählen der Märchen
Jeder kann erzählen! Kann es wirklich jeder?
Gibt es ein Entdeckerrecht im Märchen?
Vom Titel der Märchen
Grenzen der Aneignung – Mundart-Märchen
Vom Drum und Dran
Von den Versen im Märchen und vom sprachlichen Biss
Der Erzähler und sein Märchen
Erfahrungen beim Erzählen: »Der Eisenofen« – und die Sprache der »Viehmännen«

Angstschwellen im Märchen
Zur Grausamkeit im Märchen
Wer hat Angst – das Kind oder die Mutter?
Von Strafe und Vergeltung
»Ich will Gnade ergehen lassen«
Tiere im menschlichen Charakter

Märchenwirkungen – unterwegs notiert:
Echo der Hörer
Religiöse Wahrheiten im Märchen
• Unerwartete Klippen
• Gibt es Zwerge und Elfen?
• Blinden Kindern erzählen
• Das eine Märchen immer wieder
• Die schöne Sprache
• Die Erstfassung
• Stimmen zum Auswendiglernen von Märchen

Anhang
Nachtrag zur Ur-Natur des Erzählens
Die Brüder Schlegel im Wettstreit
• Elias Canetti in Marrakesch
• Wie soll man Geschichten erzählen?
• Ein irischer Erzähler
• Der alte Cazaux aus der Gascogne

Stimmen, die mich begleiteten
Sören Kierkegaard: Mensch und Sprache
• Friedrich Wilhelm Schelling: Zur Interpretation
• Jean Paul: Kind und Verstehen der Sprache
• Johann Wolfgang Goethe: Zum Märchenverständnis
• Pestalozzi: Die Schale zu früh zerschlagen
• Ukrainisches Sprichwort
• Seneca
• Marie von Ebner-Eschenbach: Zirlipinzigen
• Der griechische Erzähler Yoany endete immer mit den Worten
• Egon Friedell: Zu den Brüdern Grimm
• Maurice Sendak: Zu den Brüdern Grimm
• George Bernhard Shaw
• Das Wort eines Kindes

Rudolf Geiger – Lebenslauf Jürgen Janning

Werke von Rudolf Geiger

 

Über den Autor:

Rudolf Geiger,

1908–1999, war in seiner Schulzeit vier Jahre in der Redaktion einer Lokalzeitung tätig, die übrige Zeit seines beruflichen Lebens in der Verwaltung (zuletzt vierzehn Jahre als Geschäftsführer) einer psychia-trischen Klinik. Sein Verhältnis zu Märchen fand er als begeisterter Liebhaber zunächst bildnerisch.
Er fertigte in einer von ihm entwickelten Technik großformatige Transparente zu Grimms Märchen, die er dann im verdunkelten Raum, dazu das Märchen im Wortlaut frei erzählend, vorführte. Rudolf Geiger ist als Märchenerzähler auf Tagungen der Europäischen Märchengesellschaft bekannt geworden und hat seit seiner Pensionierung auf vielen Reisen Groß und Klein in seinen Bann gezogen. 1990 Verleihung des Märchenpreises der »Märchenstiftung Walter Kahn«.

160 Seiten, Klappenbroschur
EUR 17,80 
ISBN 3-932386-68-X