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Temperamente
Als Temperamente bezeichnet man grundlegende Verhaltenstypen eines Menschen.Anders als vorübergehende Stimmungen, die im Astralleib wirken, handelt es sich bei den Temperamenten um Grundneigungen, die im Ätherleib verankert und das Leben hindurch wirksam sind. Sie gehen zurück auf die antike Temperamentenlehre des Hippokrates.
Obwohl die Temperamentenlehre in der modernen Medizin nicht mehr berücksichtigt wird, wird sie noch im Volksmund für die Beschreibung verschiedener Persönlichkeitstypen und insbesondere in der Anthroposophie und in der Waldorfpädagogik für die Erziehung von Kindern (s.u.) angewendet.
Es gibt vier Temperamente, die beim jeweiligen Individuum unterschiedlich stark ausgebildet und aktiv sind:
- Choleriker
- Sanguiniker
- Phlegmatiker
- Melancholiker
Im Buch "Das Geheimnis der Temperamente" (Vortrag vom 4. März 1909 aus der GA57) von Rudolf Steiner finden Sie Grundlagen zum Thema aus Sicht der Anthroposophie. Für die Waldorfpädagogik empfiehlt sich dieses Buch: “Die vier Temperamente” von Helmut Eller.
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Ursprung der Temperamentenlehre
Die Temperamentenlehre geht auf ein aristotelisch-galenisches Lehrgebäude zurück. Der römische Arzt Galenos von Pergamon verknüpfte die damalige Humoralpathologie (Viersäftelehre) - ein in der Antike verwendetes Modell zur Erklärung von Krankheitsentstehung aufgrund der Körpersäfte - mit der Temperamentenlehre des Arztes Hippokrates, der die Temperamente den vier Elementen zuordnete (Choleriker (Feuer, gelbe Galle), Sanguiniker (Luft, Blut), Phlegmatiker (Erde, Schleim), Melancholiker (Wasser, schwarze Galle)). Im 16. Jahrhundert wurde die antike Temperamentenlehre für die Medizin und Pharmazie wiederentdeckt und verwendet.
Eigenschaften der unterschiedlichen Temperamente
Rudolf Steiner charakterisiert die einzelnen Temperament-Typen so:
Das cholerische Temperament
Beim Choleriker ist das Ich vorherrschend, das sich in der leiblichen Organisation im Blutsystem äußert. Er ist dadurch willensbetont und durchsetzungsstark und kann, wenn sein Ich seine auf- und abflutenden Gefühle nicht beherrscht, zu Aggression neigen.
Das sanguinische Temperament
Beim Sanguiniker ist der Astralleib vorherrschend, was sich leiblich im Nervensystem äußert. Sanguinisch ist jemand, der den "auf- und abwogenden Bildern, Empfindungen und Vorstellungen hingegeben" ist. (Steiner) Dadurch ist er besonders sprunghaft, vielseitig Interessiert, beeindruckbar und unbeständig.
"Der kann nicht bei einem Eindruck verweilen, er kann nicht festhalten an einem Bilde, er haftet nicht mit seinem Interesse an einem Eindruck. Er eilt von Lebenseindruck zu Lebenseindruck, von Wahrnehmung zu Wahrnehmung. Das kann man besondSanguiniker ers beim sanguinischen Kinde beobachten; da kann es einem Sorge machen. Leicht ist Interesse da, ein Bild fängt leicht an zu wirken, macht bald einen Eindruck, aber der Eindruck ist bald wieder verschwunden."
Das phlegmatische Temperament
Der Phlegmatiker ist besonders ruhig, langsam und gemütlich. Vorherrschend ist bei ihm der Äther- oder Lebensleib bzw. das Drüsensystem und die Verdauung. Dadurch ist er eher interessenlos und nicht leicht zu beeindrucken, dafür aber tendenziell von großer Ausdauer.
"Es kommt das in innerer Behaglichkeit zum Ausdruck. Je mehr der Mensch in seinem Ätherleib lebt, desto mehr ist er in sich selber beschäftigt, und läßt die äußeren Dinge laufen. Er ist in seinem Innern beschäftigt."
Das melancholische Temperament
Beim Melancholiker ist das dichteste Wesensglied, der physische Leib, bzw. das Knochensystem, Gelenke und Sehenn, vorherrschend. Dieser Umstand erzeugt beim Menschen Widerstand und Trübsal:
"Immer, wenn der dichteste Teil Herr wird, dann fühlt das der Mensch so, daß er nicht Herr ist darüber, daß er ihn nicht handhaben kann. Denn der physische Leib ist das Instrument, das er durch seine höheren Glieder überall beherrschen soll; jetzt aber herrscht dieser physische Leib, setzt dem anderen Widerstand entgegen. Das empfindet der Mensch als Schmerz, Unlust, als die trübselige Stimmung des Melancholikers. Es ist immer ein Aufsteigen von Schmerzen da. Von nichts anderem rührt diese Stimmung her, als daß der physische Leib der inneren Behaglichkeit des Ätherleibes, der Beweglichkeit des Astralleibes und der Zielsicherheit des Ichs Widerstände entgegenstellt."
(vgl. dazu Rudolf Steiner (GA 57): "Das Geheimnis der menschlichen Temperamente." Vortrag vom 04. März 1909, In: Wo und wie findet man den Geist?" S. 279f)
Selbsterziehung und Umgang mit Einseitigkeiten
Um beim eigenen Temperament Einseitigkeiten zu verwandeln, muss wiederholt geübt werden. Es geht nicht darum, Temperamente auszugleichen, sondern zu lernen, in der richtigen Weise mit zerstörerischen Tendenzen umzugehen:
"Der Mensch muß mit seinem Sanguinismus rechnen; Selbstermahnungen fruchten nicht. Es kommt darauf an, den Sanguinismus am rechten Orte zu zeigen. Wir können uns durch den Verstand Erlebnisse schaffen, für die das kurze Interesse des Sanguinikers berechtigt ist. Wenn wir also solche Verhältnisse auch noch so sehr im Kleinen herbeiführen, bei denen das kurze Interesse am Platze ist, so wird es schon hervorrufen, was nötig ist.
Beim cholerischen Temperament, da ist es gut, solche Gegenstände zu wählen, durch den Verstand solche Verhältnisse herbeizuführen, bei denen es uns nichts hilft, daß wir toben, wo wir durch unser Toben uns selbst ad absurdum führen.
Das melancholische Temperament soll nicht an den Schmerzen und Leiden des Lebens vorbeigehen, sondern soll sie gerade aufsuchen, soll mitleiden, damit sein Schmerz abgelenkt werde an die richtigen Gegenstände und Ereignisse.
Sind wir Phlegmatiker, die keine Interessen haben, so ist es gut, daß wir uns möglichst viel mit recht uninteressanten Gegenständen beschäftigen, uns mit recht viel Quellen der Langweile umgeben, daß wir uns gründlich langweilen. Dann werden wir uns gründlich kurieren von unserem Phlegma, es uns gründlich abgewöhnen. So rechnet man mit dem, was da ist, und nicht mit dem, was nicht da ist.“ (GA 57, S. 294)
Die vier Temperamente beim Kind
Für die Waldorfpädagogik empfiehlt sich dieses Buch: “Die vier Temperamente” von Helmut Eller.
Beim Kind ist die Zuordnung der Temperamente mit den Wesensgliedern bis zum 9./10. Lebensjahr noch anders geartet als beim Erwachsenen:
- Ich - Melancholiker
- Astralleib - Choleriker
- Ätherleib - Sanguiniker
- Physischer Leib - Phlegmatiker
Das sanguinische Kind ist vielseitig interessiert und kontaktfreudig. Sie leben in der Stimmung, dass die Welt schön und gut ist. Damit sie nicht durch ihre Vielseitigkeit zu Luftigkeit und Unzuverlässigkeit neigen und ihre Konzentration zu fördern, können Eltern und Lehrer solche Kinder auf verschiedene Einzelheiten in ihrer Umgebung aufmerksam machen, oder Ihnen beim Vorlesen eines Bilderbuches Zeit geben, die zu entdeckenden Details in Ruhe zu erforschen.
Das cholerische Kind ist leicht aufbrausend und sehr wahrheits- und gerechtigkeitsbewusst. Menschen, die besonders selbstbeherrscht sind, beeindrucken ein solches Kind oft, da sie den inneren Wunsch verspüren, ihre aggressiven Neigungen in den Griff zu bekommen. Solche Kinder brauchen im Umgang vor allem Verständnis und Einfühlungsvermögen und Annahme, da sie oft mit ihrem Verhalten negativ auffallen und eher abgelehnt werden.
Phlegmatische Kinder haben eine ausgleichende Wirkung auf ihr Umfeld, sind aber in ihrer Entwicklung langsamer als andere Kinder. Ihnen mit Hast und Druck zu begegnen, ist für sie besonders kontraproduktiv. Wenn sie aber mit lebhaften, ideenreichen und aufgeweckten Kindern zusammen sind, können sie sich leicht davon anregen lassen und so aus ihrem Trott herauskommen.
Kinder mit einem melancholischen Temperament sind sehr sensibel, feinfühlig, und stellen meist tiefgründige Fragen. Emotionale Ereignisse verarbeiten sie oft länger als andere Kinder. Wenn ihnen nicht mit dem entsprechenden Verständnis begegnet wird, fühlen sie sich oft unverstanden und einsam, was durch eine allgemeine Schüchternheit verstärkt wird. Sie brauchen insbesondere eine humorvolle und verständnisvolle Umgebung.
Die richtige Erziehung
„Bei der Erziehung handelt es sich nicht darum, die Temperamente auszugleichen, zu nivellieren, sondern es handelt sich darum, sie in die richtigen Geleise zu bringen. Aber in jedem Temperamente liegt eine kleine und eine große Gefahr der Ausartung.
Beim cholerischen Menschen liegt in der Jugend die Gefahr vor, daß ein solcher Mensch durch Zornwütigkeit, ohne daß er sich beherrschen kann, sein Ich eingeprägt erhält. Das ist die kleine Gefahr. Die große Gefahr ist die Narrheit, die aus ihrem Ich heraus irgendein einzelnes Ziel verfolgen will.
Beim sanguinischen Temperamente ist die kleine Gefahr die, daß der Mensch in Flatterhaftigkeit verfällt. Die große Gefahr ist, daß das Auf- und Abwogen der Empfindungen in Irrsinn einmündet.
Die kleine Gefahr des Phlegmatikers ist die Interesselosigkeit gegenüber der äußeren Welt; die große Gefahr ist die Idiotie, der Stumpfsinn.
Die kleine Gefahr beim melancholischen Temperament ist der Trübsinn, die Möglichkeit, daß der Mensch nicht herauskommt über das, was im eignen Innern aufsteigt. Die große Gefahr ist der Wahnsinn.“ (GA 57, S. 291)