Marie Steiner

Marie SteinerMarie Steiner (1878-1948), geboren von Sivers, oder auch Marie Steiner-von Sivers, war Schauspielerin, Anthroposophin und die zweite Frau von Rudolf Steiner, dem Begründer der Anthroposophie. Zusammen mit ihm wirkte sie am Aufbau der anthroposophischen Kunst, insbesondere Sprachgestaltung und Schauspiel sowie der Eurythmie, die sie benannte. Marie Steiner war Mitglied in der Theosophischen, später in der Anthroposophischen Gesellschaft als Vorstandsmitglied der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum.

Grundlegende Bücher über Sprachgestaltung sind die gemeinsam von Marie und Rudolf Steiner in Dornach gehaltenen Kurse und Vorträge: Methodik und Wesen der SprachgestaltungDie Kunst der Rezitation und Deklamation und Sprachgestaltung und Dramatische Kunst.

In der Biografie Marie Steiner - Lebensspuren einer Individualität befasst sich Wilfried Hammacher auf besondere Weise mit dem Leben Steiner - von Sivers, die von der Geburt der Anthroposophie bis zum Tode Rudolf Steiners an seiner Seite stand.

Ebenfalls empfehlenswert ist das Buch Erinnerungen an Marie Steiner von Elly Simons, in der sie ihre Begegnungen mit der Mutter der Sprachgestaltung sehr ehrlich und detailliert schildert.

Inspiriert vom sprachkünstlerischen Werk Marie Steiners wurde der Marie Steiner Verlag gegründet, der aus dem Institut für Sprachgestaltung von Christa Slezak-Schindler hervorgegangen ist.

Leben

Marie Steiner KindKindheit und Studium

Marie Steiner wurde am 4. März 1867 als eines von acht Kindern einer russischen Familie in Wloclawek, heute Polen, geboren. Die Familie zog aufgrund der militärischen Karriere des Vaters, Jacob von Sivers, mehrere Male um, unter anderem nach Riga und St. Petersburg.

Von 1895 bis 1897 studierte Marie Steiner in Paris Rezitation und Schauspiel, letzteres vertiefte sie daraufhin in St. Petersburg. Sie erhielt 1899 ein Angebot, am Berliner Schillertheaters zu spielen, wodurch sie nach Deutschland übersiedelte. Jedoch wurde ihr der Bühnenbetrieb schnell zu eng, weshalb sie sich im selben Jahr noch vom Theater zurückzog. 

Begegnung und Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner

Im Oktober 1900 entdeckte sie die Schriften von Eduard Schuré, welche sie später vom Französischen ins Deutsche übersetzte. Durch den Kontakt mit ihm wurde sie auf die Theosophische Gesellschaft aufmerksam, in die sie einen Monat später in Berlin eintrat. Dort lernte sie Rudolf Steiner kennen, der dort zu dieser Zeit regelmäßig Vorträge hielt. Er wurde 1902 Mitglied und Leiter der Deutschen Theosophischen Gesellschaft (D.T.G.), später Generalsekretär der Deutschen Sektion. Marie Steiner wurde seine Sekretärin und organisierte unter anderem seine Vorträge, begleitete ihn auf Reisen, war als Dolmetscher für ihn tätig und gründete 1908 den Philosophisch-Theosophischen Verlag (später Philosophisch-Anthroposophischer Verlag), um Rudolf Steiners zunehmend esoterisch werdende Schriften leichter zu publizieren. 1908 wurde der Verlag nach Dornach, bei Basel, verlegt.

Marie Steiner und Rudolf SteinerAls es 1912/13 zum Bruch mit der Theosophischen Gesellschaft kam und Rudolf Steiner die Anthroposophische Gesellschaft gründete, bildete Marie Steiner zusammen mit Carl Unger und Michael Bauer den Vorstand. 1906 legte sie ihr Amt nieder und wurde 1923 in der neu gegründeten Gesellschaft wieder Vorstandsmitglied. Marie Steiner war also seit Beginn an eng mit der Anthroposophie verbunden.

Am 24. Dezember 1914 heirateten Marie und Rudolf Steiner. Seine erste Frau, Anna Eunike, starb bereits 1911.

Künstlerisches Wirken

Marie Steiner-von Sivers gründete nach dem Ersten Weltkrieg mehrere Eurythmie-Schulen und setzte sich nach Steiners Tod 1925 für die Weiterentwicklung der Eurythmie und Gestaltung der Sprache als Lehrerin ein. Außerdem sorgte sie dafür, dass Goethes Faust 1938 ungekürzt auf der Goetheanum-Bühne aufgeführt werden konnte.

Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung

Nach Steiners Tod gründete Marie Steiner 1943 die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, Verein zur Verwaltung des literarischen und künstlerischen Nachlasses von Dr. Rudolf Steiner. Ihr Verdienst war es, dass die Gesamtausgabe Steiners heute unverändert und in seiner Gänze erhalten geblieben ist, darunter seine Bücher, Vorträge, Briefwechsel und sein künstlerisches Werk. Bis heute wird in der Nachlassverwaltung in Dornach das Werk Rudolf Steiners herausgegeben, über welches sie 1947 der Nachlassverwaltung alle Rechte erteilte. Dies war allerdings Grund zu Streitigkeiten und auch für die Spaltung der Anthroposophischen Gesellschaft, die ihrerseits Ansprüche auf die Rechte an Steiners Nachlass stellte.