Engelwirken im Menschenleben

Engelwirken im Menschenleben

Anthroposophische Betrachtungen in 12 Bildern

von Frank Linde, Ernst-Michael-Kranich-Stiftung (Hg.), Vereinigung der Waldorfkindergärten (Hg.) |

Was geschieht, wenn die Verbindung zu den Engeln abreißt? Diese und andere Themen werden anhand der Darstellungen Rudolf Steiners beleuchtet. Sie erscheinen aktueller denn je.


EAN 9783990530405

Hersteller: Edition Kunstschrift

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Dieses Buch erschließt neue Wege, das Wirken der Engel zu verstehen: der Angeloi als Schicksalsbegleiter, Archangeloi als Erzengel der Gemeinschaften, der Archai als Zeitgeister. Es schildert, wie Engel zu gefallenen Engeln werden, erzählt vom neuzeitlichen Kampf des Erzengels Michael mit dem Drachen und beleuchtet die Bedeutung der Angeloi, Archangeloi und Archai für die Waldorfpädagogik. Sie wirken in der Natur, in jedem Menschen, in der frühen Kindheit, im Schlaf und im geistigen Leben zwischen Tod und neuer Geburt.

Angaben zur Person: Frank Linde, geboren 1956 in Flensburg. Studium der Mathematik, Musik und Erziehungswissenschaften. Ausbildung an der Freien Hochschule Stuttgart, Seminar für Waldorfpädagogik bei Dr. Ernst Michael Kranich. Mitarbeit am Aufbau der Freien Waldorfschule Flensburg. Klassenlehrer an Waldorfschulen in Rendsburg und Tübingen. Dozent am Waldorfkindergartenseminar Hannover. Seminarleiter des Waldorferzieherseminars Kiel. Verantwortliche Tätigkeit in der Ausbildung und Fachberatung nach dem Qualitätsentwicklungsverfahren Wege zur Qualität. Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, der Ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum und der Christengemeinschaft. Vorstandsvorsitzender der Ernst-Michael-Kranich-Stiftung. Zahlreiche Veröffentlichungen zu anthroposophischen Themen. Zuletzt erschienen: "Die Auferstehung im Werk Rudolf Steiners" (2015), „Wer ist Christus?“ (2020).

 

Rezension in DieDrei 5/22 von Ariane Eisenhut

Bescheiden und freilassend

Frank Linde: Engelwirken im Menschenleben. Anthroposophische Betrachtungen in 12 Bildern, hrsg. von der Ernst-Michael Kranich-Stiftung und der Vereinigung der Waldorfkindergärten, Edition Kunstschrift im Residenz Verlag, Wien 2021, 432 Seiten, 38 EUR

Was sind Engel und welche Bedeutung haben sie in unserem Leben? Frank Linde hat sich dieser Frage gewidmet, ausgehend von Rudolf Steiners Meditation zu Beginn des ersten Lehrerkurses, die schon in seinem Buch ›Waldorfpädagogik und Anthroposophie‹ geschildert wurde. Von der Zusammenarbeit mit den Engelreichen, die dem Menschen am nächsten stehen, ist darin die Rede – aber wie können wir diese Wesen besser verstehen und in unseren Alltag einbeziehen?

Das Buch, das sich an pädagogisch Tätige richtet, inhaltlich allerdings weit über deren Praxis hinausgeht, setzt keine Vorkenntnisse voraus, wohl aber ein un-befangenes Interesse für die Anthroposophie als Wissenschaft von der geistigen Welt. Viele Quellentexte der Anthroposophie werden darin zur Verfügung gestellt: »Sie eignen sich auch für eine gemeinsame Grundlagenarbeit in den Konferenzen und Gemeinschaften, die nach einer spirituellen Vertiefung suchen« (S. 17f). Als Grundlage werden in der Vorrede die neun Engelhierarchien nach dem Apostel Paulus benannt und im Folgenden unter immer neuen Gesichtspunkten in einem großen Panorama von zwölf Bildern beschrieben, weil der Inhalt des geistig Geschauten sich nur in Imaginationen wiedergeben lässt und das hingebungsvolle Vertiefen in solche Bilder »uns allmählich hinaufführt zu solchen Wesen« (S. 17).

Das erste Bild beschreibt das Einbrechen einer neuen Geistesoffenbarung seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch die Geister der Persönlichkeit, auch Zeitgeister oder Archai genannt. Durch sie wurde ein spirituelles Verständnis der Evangelien, des kosmischen Christus und seines Wiedererscheinens im Ätherischen möglich. Sie sind schöpferische Geister, die den Menschen zur Freiheit und zum neuen Christuslicht führen können.

Im zweiten Bild geht es um das Wirken der Archai als Zeitgeister, der Archangeloi als Seelen der »Völker« und zuletzt um die Engel als Wächter der einzelnen Menschen. Sie leben in der »absoluten Wahrheit« und weben an dem Netz, das alle verbindet, die in einem Schicksalszusammenhang leben. Wenn Menschen sich an sie wenden, können sie in Zukunft immer stärker mit ihnen zusammenarbeiten.

Im nächsten Bild finden sich tröstliche Worte unter anderem zu unserem Denken, das zum Arbeitsmaterial für die dritte Hierarchie wird und dazu beiträgt, dass der Weltentwicklung immer Neues einverwoben wird (vgl. S. 103). Auch unser Erinnern, intelligentes Nachdenken und die Sinneswahrnehmungen offenbaren sich als getragen und ermöglicht durch die dritte Hierarchie (vgl. S. 106ff).

Die abgefallenen Engel sind Thema des vierten Bildes: luziferische, ahrimanische und asurische Wesen sowie Ursprung, Wirkung, Gefahren und Sinn des Bösen werden beleuchtet – und die dringende Notwendigkeit, sich damit heute erkennend auseinanderzusetzen. Denn nur mit klarem, spirituellem Denken sei der Mensch heute den zerstörerischen und antisozialen Kräften gewachsen.

Im fünften Bild geht es um den Erzengel Michael, seine Entwicklung und seinen Aufstieg zum Zeitgeist (vgl. S. 170). Seine wichtigste Aufgabe bestehe darin, die Seelen auf das Wiedererscheinen des Christus in der ätherischen Welt und ein Verständnis von Reinkarnation und Karma vorzubereiten (vgl. S. 171f).

Es folgen Gedanken zu Michaels Verhältnis zum deutschen Volksgeist und seinem Kampf mit dem Drachen, der in einer materialistischen Wissenschaft, aber auch in Krankheitserregern verstärkt auf der Erde wirke.

Mit der Beschreibung, wie die Engel das Geistselbst und die künftige Entwicklung des Menschen hüten, beginnt das sechste Bild. Weiter geht es darum, dass die Engel jede Nacht drei Ideale in die schlafenden Menschenseelen legen, die für eine heilsame Entwicklung unabdingbar sind. Können die Menschen sich mit diesen Idealen nicht verbinden, müssen die Engel sie in die Ätherleiber der Menschen legen, was zu fürchterlichen Zuständen im medizinischen, technischen und sozialen Leben führt.

Um die Gründung der ersten Waldorfschule und den Impuls der anthroposophischen Pädagogik als »Festakt der Weltenordnung« geht es im siebten Bild. Die neuen schöpferischen Kräfte und das spirituelle Verständnis von Mensch und Welt wurden darin wirksam. Wie dies in Verbindung mit dem Impuls der sozialen Dreigliederung steht, wie Zusammenarbeit gelingen kann, sowie die Frage nach dem Geist der Schule werden kurz umrissen.

»Die Engel haben das Interesse am Menschen verloren« ist das Thema des achten Bildes. Die Menschen können sich nur aus Freiheit durch »Hingabe an geistiges Wissen« den höheren Welten zuwenden. Geschehe dies nicht, sei der Mensch in Gefahr, das Geistig-Seelische zu verlieren. Die Geisteswissenschaft sei deshalb nicht irgendeiner Willkür entsprungen, sondern aus der Einsicht in diesen Umschwung unserer Zeit (vgl. S. 255). Was geschieht, wenn die Verbindung zu den Engeln abreißt und wie der ganze menschliche Leib eigentlich ein »Tempel Gottes« durch und für das ICH ist, wird im achten und neunten Bild differenziert beschrieben. Am Ende steht die grandiose Imagination aus Rudolf Steiners Vortrag vom 2. September 1923 in London, in welcher der Mensch als Bild aller neun Hierarchien und auch der Trinität erscheint.

Eine Fülle von Anregungen zum tieferen Verständnis des Jahreslaufs und der christlichen Feste findet sich zu Beginn des zehnten Bildes. Linde geht dann auf die Überwindung der Drachenkräfte in der Seele ein, auf die Erlösung von Elementarwesen durch unser Naturbetrachten und das unbedingte Vertrauen zu den für wahr erkannten Gedanken des Geistigen.

Im elften Bild schildert der Autor unter anderem, wie die Engelshierarchien den Menschen das Geistige in Naturwahrnehmungen des Erdenlebens erkennen lassen. Sie zeigen dabei, wie im Gehen-, Sprechen- und Denkenlernen des Kindes dieselben höchsten Wesenheiten wie im Schmelzen der Metalle wirken.

Das abschließende zwölfte Bild schildert die Vorbereitung der anthroposophischen Bewegung in der übersinnlichen Schule Michaels und den sich daran anschließenden übersinnichen Kultus. Auch die ahrimanische Gegenschule und die Entwicklung einer Spaltung im Erzengel- und Engelreich mit ihren chaotisierenden Folgen für die Schicksale der Menschen werden dargestellt.

Mit einem Blick auf die Michaelprophetie Rudolf Steiners schließt das Buch: »Aus der Ruhe geistiger Arbeit, allein oder in Gemeinschaft, strömt geistige Kraft aus dem Geist des Alls, der den Alltag erst zum wahren All-Tag würdigt« (S. 419).

Frank Linde ist es gelungen, zum Wirken der Engel eine Fülle von Gedanken aus Rudolf Steiners Werk herauszuarbeiten und unter verschiedensten Gesichtspunkten miteinander in Beziehung zu bringen. Dass er dafür viele lange Zitate verwendet, erlebe ich einerseits als Bescheidenheit gegenüber dem Geistesforscher und andererseits als freilassende Dienstleistung für alle, welche diese Texte nicht zur Hand haben. Viele Bilder zur meditativen Vertiefung und Anregungen zur Weiterarbeit werden gegeben. Steiners Werk so intensiv nach den Gedanken über die Engel zu befragen eröffnet oft ungeahnte Perspektiven und schafft eine erlebbare Verbindung mit ihnen –möge diese Erfahrung noch viele Lesende erreichen!

– Ariane Eisenhut

 

Herausgegeben von Ernst-Michael-Kranich-Stiftung
Erscheinungstermin: 09.11.2021
Produktform: Hardcover, mit Schutzumschlag
Anzahl Seiten: ca. 432
Einbandart: bedruckt
ISBN: 978-3-99053-040-5