Naturwissenschaften

GoetheAuf diesen Seiten finden Sie Bücher zu verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen aus dem Bereich der Anthroposophie und dem Goetheanismus. Die anthroposophische Wissenschaftsmethode, auch die der Anthroposophische Medizin, beruht auf der naturwissenschaftlichen Methode Goethes und ist immer als eine Erweiterung der materialistischen Naturwissenschaft zu verstehen. Insbesondere verwendet sie die ihr zugrunde liegende wissenschaftliche Methode. 

Goetheanismus und anthroposophische Naturwissenschaft

Rudolf Steiner wurde während seines Philosophie Studiums beauftragt, die naturwissenschaftlichen Schriften Goethes herauszugeben. Dadurch hat er sich umfassend mit Goethes naturwissenschaftlicher Methode auseinandergesetzt, woraus Steiners erste Werke entstanden: die GA 1 Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftliche Schriften (1883–1897) und die GA 2 Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung (1886). Besonders für diese Naturbetrachtung ist die Aufhebung der Grenze zwischen anschauendem Subjekt und objektiver Außenwelt (Monismus), die seit Décartes in der Philosophie und Wissenschaft als getrennt (Dualismus) aufgefasst wurde: 

«In der lebendigen Natur geschieht nichts, was nicht in einer Verbindung mit dem Ganzen stehe,
und wenn uns die Erfahrungen nur isoliert erscheinen,
wenn wir die Versuche nur als isolierte Fakta anzusehen haben,
so wird dadurch nicht gesagt, daß sie isoliert seien, es ist nur die Frage:
wie finden wir die Verbindung dieser Phänomene, dieser Begebenheiten?»

J.W. Goethe; aus Beiträge zur Optik und Anfänge der Farbenlehre 1790-1808

Goethes Naturanschauung als Grundlage anthroposophischer Wissenschaftsmethodik

Goethes Methode ist die sogenannte "Morphologie" oder auch "anschauende Urteilskraft", die durch das genaue phänomenologische Studium eines Objektes die inneren geistigen Gesetzmäßigkeiten erfassen kann. Voraussetzung ist
die Schulung einer genauen Wahrnehmung und Beobachtung sowie eine klare und wirklichkeitsgemäße Begriffsbildung. Goethe verfolgte einen ganzheitlichen Ansatz, der die Einheit aller Erscheinungen und Dinge voraussetzt. Durch die Art der subjektiven Anschauung der Dinge trennen wir sie von der Ganzheit (Analyse). Sie muss durch das Denken und Erkennen der Zusammenhänge wieder zusammengefügt werden (Synthese). Dies setzt auch sogenannte Urtypen der Dinge, wie zum Beispiel die "Urpflanze", voraus. 

Dadurch, dass Goethe die Natur und Außenwelt grundsätzlich als Einheit betrachtete, wird er auch häufig als "Universalgenie" bezeichnet, da er fruchtbare Ergebnisse für viele Bereiche gebracht hat, sei es für die Botanik, die Anatomie, Geologie, Physik, die Kunst (Farbenlehre) oder für die Dichtung und Lyrik. Er machte durch seine Methode eine spektakuläre anatomische Entdeckung: die des Zwischenkieferknochens beim Menschen.

Rudolf Steiner hat diese auf Goethe basierende wissenschaftliche Methode in seinen frühen erkenntniswissenschaftlichen Schriften (GA 2 - 4) weiterentwickelt und in seiner Philosophie der Freiheit auf den Höhepunkt gebracht.